

Neues
Gera
Seite 3
Freitag, 16. Oktober 2020
Von Ferdinand Kämpfer
und Fanny Zölsmann
Mit wenigenWorten und in kleinem
Rahmen wurde auf ein Jubiläum
aufmerksam gemacht, welches nicht
alle Tage stattfindet.
2020 ist das Jahr, in dem das SRH
Waldklinikum Gera, seinen 100.
Geburtstag feiert. Ein Jahr in dem
eine Pandemie den Vordergrund
bestimmt und Jubiläen in den Hin-
tergrund rücken lässt.
Ein kleines Zeichen, ein Symbol
der Symbiose aus Tradition undMo-
derne soll fortan erinnern, an eine
Zeit und eine Generation, die einst
den Grundstein für das heutige SRH
Waldklinikum legte. „Erbaut 1913
bis 1914” steht es in Stein geschrie-
ben. Auf einem Stein, gefunden
während der Sanierungsarbeiten auf
dem Dachboden des Hauses „Sim-
mel”. 1914 geplant, wurde das städ-
tische Krankenhaus erst 1920 fertig.
Der Erste Weltkrieg verzögerte die
geplante Bauzeit von zweieinhalb
Jahren auf lange sechs Jahre.
„100 Jahre ist es her, dass Geras
Stadtväter den großen Wurf wagten:
Für die Stadt entstand ein ambiti-
onierter Klinik-Neubau: modern,
großzügig, mitten imWald, 275 Bet-
ten, 90 Mitarbeiter. Heute, 100 Jahre
später, steht wieder ein Klinik-Neu-
bau. 2020 zählen wir knapp 1.000
Betten und 2.000 Mitarbeiter. Mit
über 90 neuen Azubis pro Jahr bil-
den wir so viel Nachwuchs aus wie
seit Jahren nicht mehr. Geräte der
neuesten Generation stehen für die
Diagnose und Therapie für jährlich
rund 90.000 Patienten bereit. Wäh-
rend vor 100 Jahren die Verweildau-
er im Krankenhaus bei rund einem
Monat lag, verlassen heute die mei-
sten Patienten innerhalb einerWoche
unsere Klinik”, bilanziert Chef des
Hauses, Dr. med. Uwe Leder.
Das SRH Waldklinikum ist heute
Geras größter Arbeitgeber. Neben
der stationären Versorgung, setzt das
Haus zunehmend auf die dezentrale
Gesundheitsdienstleistung
mittels
medizinischer Versorgungszentren.
120 Arztpraxen, eine Tagesklinik in
Eisenberg, zwei eigene Pflegedienste
und ein Reha-Zentrum, welches 2021
Eröffnung feiern wird, zählen zum
Bestand. Nicht alle Patienten verlas-
sen ein Klinikum gesund. Um auch
jenen Menschen, die ihren letzten
Weg vor sich haben, so viel Leben wie
möglich zu schenken, betreibt das
SRH ein eigenes Hospiz in Werdau
sowie ein ambulantes Palliativteam,
welches im Raum Altenburg, Greiz,
Saale-Orla und Gera schwerstkran-
ken Menschen Halt gibt.
„Wir sind stolz als SRH, dass wir
in Gera ein Haus haben, welches
für uns ein Vorzeigeobjekt darstellt.
Wir werden weiter auf das Waldkli-
nikum setzten und investieren, z.B.
in die Verbesserung der Parkplatz-
situation. Mit Uwe Leder haben wir
einen Geschäftsführer, der vor Ideen
sprüht”, zeigt sich Werner Stalla,
Geschäftsführer der SRH Kliniken
GmbH, beeindruckt.
Als verlässlichen Partner schätzt
auch Oberbürgermeister der Stadt
Gera, Julian Vonarb, das SRH Wald-
klinikum. Neben der modernsten
Versorgung der Patienten von aus-
gewiesenen Spezialisten und kom-
petentem Fachpersonal, ist die SRH
auch in Sachen Bildung vorn dran.
Während die SRH Fachhochschule
seit 14 Jahren wächst und damit jun-
ge Erwachsene in der Stadt bleiben
und in selbige lockt, sind nun auch
die kleinsten Erdenbürger in den
Bildungsblickpunkt gerückt. Seit
diesem Jahr wuseln Kindergarten-
kinder auf dem Gelände des SRH
Waldklinikums herum. Bis zu 120
Knirpse im Alter von 0 bis 6 Jah-
ren finden im Kindergarten „Am
Wald-Klinikum” einen Betreuungs-
platz.
100 Jahre Waldklinikum
Seit circa Mitte des 19. Jahrhun-
derts, spätestens seit demDeutschen
Kaiserreich war die Haupt- und Re-
sidenzstadt des Fürstentum Reuß
jüngerer Linie Gera industriell ge-
prägt. Die Arbeiterfamilien wohnten
in engen Quartieren und Hinterhö-
fenmit ungesunder Luft, die von den
oft naheliegenden Fabriken in die
Quartiere zog. Besonders betroffen
waren die Karrees der Mietshäuser
in der Nähe des Südbahnhofes sowie
im Gebiet der Plauenschen Straße.
Das städtische Krankenhaus be-
fand sich seit 1848 bzw. in ausge-
bauter Form seit 1852 im Gebiet des
Tillyschen Gartenhauses (Bereich
Robert-Koch-Straße). Damals gab
es noch verhältnismäßig wenige Fa-
briken entlang des weiter westlich
gelegenen Mühlgrabens. Spätestens
ab 1871 lag der Standort des Kran-
kenhauses in unmittelbarer Nähe
einer Fabriklandschaft, die aus meh-
reren hohen Schornsteinen bestand.
Diese ungünstige Lage sorgte dafür,
dass die Patientengenesung nicht
unbedingt schneller vonstattenging.
Der neueingestellte Leiter des
Krankenhauses, Hermann Schom-
burg, beklagte diese Umstände. Im
Jahr 1905 verfasste er ein Schreiben
an den Stadtrat und Oberbürger-
meister Ernst Huhn, worin er be-
kräftigte, dass ein neuer Standort
angebracht wäre. Der Geraer Rat
konnte erst sieben Jahre später über-
zeugt werden und Hermann Schom-
burg wurde im März 1912 mit der
Ausarbeitung beauftragt. Bereits im
Oktober desselben Jahres konnte der
Neubauplan vorgelegt werden. Dr.
Otto Plarre suchte sich den genauen
Ort im Stadtwald aus.
Für 100.000 Mark wurde das
Grundstück der Stadt Gera abge-
kauft und der Wald zügig abgeholzt.
Im Juni 1913 wurde der Grundstein
für den Neubau gelegt. Bauleiter
war Architekt Max Hubricht, das
medizinische Bauprogramm oblag
Hermann Schomburg und die Hei-
zungs- und Sanitäranlagen standen
unter der Schirmherrschaft von Pro-
fessor Hüttig. Die Maleraufgaben
übernahmdie Geraer Firma Oehme.
Für die Bauzeit wurden zweieinhalb
Jahre berechnet.
Doch am 28. Juni 1914 kam es
zum Attentat des österreichischen
Thronfolgers Franz Ferdinand und
seiner Frau, das zum Auslöser für
die politische Julikrise wurde. Seit
Anfang August 1914 befanden sich
die Großmächte Europas im Ersten
Weltkrieg. Daraufhin wurden in der
Hauptstadt des Fürstentums Reuß
jüngerer Linie die Bauarbeiten am
Krankenhaus eingestellt. Im No-
vember 1918 fand in Deutschland
die Monarchie ein Ende und ein Jahr
später entstand die Weimarer Repu-
blik. Während dieser Nachkriegs-
wirren konnte im Oktober 1919 das
Städtische Waldkrankenhaus fertig-
gestellt werden.
Bei herrlichem Wetter fand am
12. April 1920 die feierliche Eröff-
nung statt. Die Stadt Gera gehörte
zu dem Zeitpunkt noch zum Volks-
staat Reuß, der sich noch in den
Nachwehen des republikfeindlichen
Kapp-Putsches vom März 1920 be-
fand. Die Gebäude wurden im ne-
oklassischen Stil mit Fachwerk-Gie-
belelementen errichtet und erfüllen
zugleich die Richtlinie der damals
entstehenden Bauhaus-Kunstform,
deren Philosophie es war, hell, be-
grünt und gesund zu bauen. Bei-
spielsweise lag die Kinderstation
in der dritten Etage, sodass für die
Jüngsten die Sonne allgegenwärtig
war. Es soll nicht unerwähnt blei-
ben, dass für Ärzte ein Casino und
ein Spielzimmer zum Musizieren
eingerichtet wurde.
Hermann Schomburg leitete noch
bis 1921 das Krankenhaus, bevor er
in Ruhestand ging und im Jahr 1943
verstarb. Sein Nachfolger wurde
der Kasseler Professor Karl Fritsch.
Seine erste Tätigkeit war die Neu-
organisation der infektiologischen
Abteilung. Das Gebäude, welches
hinter dem großen Haupthaus er-
richtet wurde und heute nicht mehr
steht (hier ist heute die Plaza), diente
als Infektionsgebäude, war jedoch zu
klein. Darum wurde das Sanatorium
Ernsee, was sich zwei Kilometer wei-
ter westlich hinter dem „Schwarzen
Weg“ (heute Dr.-Semmelweis-Weg
und Dr.-Sauerbruch-Weg) befand,
aufgekauft und als Tuberkulosestati-
on umfunktioniert. ImKrankenhaus
arbeiteten währenddessen etwa 90
Angestellte und bereits im Jahr 1928
waren 146 Personen beschäftigt.
Im Jahr 1927 legte Professor
Fritsch sein Amt als Leiter nieder,
behielt jedoch die Chefarztstelle der
Chirurgie. Der neue Krankenhaus-
leiter wurde 1928 Hans Simmel, der
fortan auch die Abteilung für Innere
Medizin leitete.
Die Stadt Gera war zur Zeit der
Weimarer Republik und seit Mai
1920 im Land Thüringen aufgegan-
gen eine Hochburg der Kommu-
nisten und Sozialdemokraten. Die
Nationalsozialisten hatten es hier
eher schwerer als anderswo, sich
endgültig zu etablieren. In Thürin-
gen und damit deutschlandweit kam
es jedoch im Jahr 1930 zu einem er-
sten Kabinett, an dem die NSDAP
bereits beteiligt war. Darum wuchs
der Druck auf die Städte und die
Regierung verfügte darüber, dass
Hans Simmel wegen seiner jü-
dischen Abstammung zu entlassen
sei. Erst nach der deutschlandweiten
„Machtübernahme“ der NSDAP im
Januar 1933 wurde Simmel wegen
staatsfeindlicher Äußerungen in
Schutzhaft genommen und kurz
darauf tatsächlich entlassen. Er zog
nach Stuttgart, kam daraufhin ins
KZ Dachau, wurde wieder freigelas-
sen und emigrierte in die USA, wo
er im Jahr 1943 an den Folgen sei-
nes KZ-Aufenthaltes starb. In Deb-
schwitz wurde nach ihm eine Straße
benannt.
Ab 15. Mai 1933 leitete Dr. Werner
Läsker das Krankenhaus. Von 1939
bis 1945 fand der Zweite Weltkrieg
statt. Das Krankenhaus wurde ab
1940 zum Reservelazarett umfunk-
tioniert. Im Gegensatz zum Ersten
Weltkrieg, bei dem der Großteil des
Landes keine Bomben zu spüren be-
kam, änderte sich nun die politische
Lage. Nun gab es mehr Luftkriege
und deutlich mehr Bombenhagel
auf deutsche Städte. In Gera gab es
die größte Zerstörung April 1945,
weshalb niemand mit Freude das
25-jährige Jubiläum des Kranken-
hauses feiern wollte.
Das größte Ziel war Anfang 1960
erreicht, als das Städtische Kranken-
haus zum Bezirkskrankenhaus um-
benannt wurde. Seit 1952 existierten
in der damals drei Jahre alten DDR
vierzehn Bezirke, wovon Gera eine
der vierzehn Bezirksstädte war.
Parallel dazu wurden ab den 50er
Jahren drei Villen in der Vollers-
dorfer Straße für die Kranken der
Wismutregion
Gera-Ronneburg
genutzt. Da diese aber zu klein wur-
den, entstand von 1957 bis 1964 ein
großer Krankenhauskomplex für die
Wismut nördlich vom traditionellen
Bezirkskrankenhaus.
Der Ärztliche Direktor des Versor-
gungsbereiches Gera des Gesund-
heitswesens Wismut war ab 1957
Dr. Wappler. Für ihn und weitere
Chefärzte wurden westlich des Wis-
mut-Krankenhauses vier „Chefarzt-
häuser“ errichtet, die durch ihre Pla-
nung eigentlich Villa genannt werden
müssten. Das zeigt, dass es auch in
der DDR vornehmere Eigenheim-
siedlungen gab, die fernab der städ-
tischen Strukturen errichtet wurden.
1979 begann die Stadt Gera mit
dem Bau eines neuen Bettenhauses
für das Bezirkskrankenhaus. Dieses
entstand zwischen Bergarbeiter-
krankenhaus und dem Bezirkskran-
kenhaus am Dr.-Semmelweis-Weg.
Im Jahr 1984 wurde zum Tag des
Gesundheitswesens dem Ärztlichen
Direktor Professor Kinzl der Schlüs-
sel überreicht und das Haus wurde
in Betrieb genommen.
Nach der Deutschen Wiederverei-
nigung im Oktober 1990 beschloss
der Stadtrat unter Oberbürgermei-
ster Michael Galley im November
das Statut für das kommunale Kran-
kenhaus. Am 18. Januar 1991 wur-
den beide Häuser vereint.
2003 wurde das Geraer Kranken-
haus von der Stiftung Rehabilitation
Heidelberg, kurz SRH, übernom-
men. Im Jahr 2006 erfolgte schließ-
lich und endlich der Spatenstich
zum Neubau des Geraer Klinikums.
Im Jahr 2010 wurde das „Haus am
Wald“ bereits fertiggestellt.
Im März 2013 wurde auch der
Verbindungsgang mit dem „Haus
im Park“ und dem OP-Zentrum er-
öffnet. Die Idee des Gesamtkonzepts
lautet: Kulturkrankenhaus. Jede
Ebene trägt den Namen einer histo-
rischen Persönlichkeit. Während im
Haus imPark dasMittelalter vom10.
bis ins 14. Jahrhundert mit Personen
wie Hildegard von Bingen oder Eli-
sabeth von Thüringen vertreten ist,
steht das „Haus am Wald“ für die
Frühe Neuzeit und die Moderne mit
Personen wie Schiller oder Zeiss.
Modern, großzügig, mitten imWald
SRHWaldklinikum blickt auf eine 100jährige Geschichte zurück – Schmuckstein würdigt Jubiläum – Ein historischer Abriss
Der Schmuckstein ziert nun neben
den Köpfen berühmter Persönlich-
keiten den Eingangsbereich des
Klinikums. Foto: Zölsmann
Aus der Vogelperspektive: Das SRHWaldklinikum heute.
Foto: SRH
Das städtische Krankenhaus. Postkarte: Sammlung Großmann
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Pestalozzistr. 1, 07551 Gera
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Veröffentlichen Sie nicht alle Unter-
lagen im INTERNET, manche
schauen nur, wo etwas
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